FULDA - Wären alle 260 im Informationstechnologie-, Gründer- und Multimedia- Zentrum (ITZ) im Alten Schlachthof in den vergangenen 10 Jahren geschaffenen Arbeitsplätze in ein einziges Unternehmen geflossen, so wäre das bei weitem größte IT-Unternehmen der Region Fulda entstanden. Aber auch so sind zehn Jahre ITZ eine Erfolgsgeschichte. Am Dienstagabend haben aktuelle und ehemalige Mieter sowie viele am Zustandekommen und am Betrieb des ITZ Beteiligte das zehnjährige Bestehen im ehemaligen Schlachthof gefeiert.
Oberbürgermeister Gerhard Möller, der auch gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Betreibergesellschaft ITZ GmbH ist, erinnerte in seinen Begrüßungsworten an die Zeit Ende des 20. Jahrhunderts. Damals war der seit 1990 außer Betrieb gegangene alte Schlachthof der Stadt Fulda eine Industriebrache, für die eine neue Verwendung gesucht wurde. „Entstanden ist ein echtes Schmuckstück - und das hat auch nach zehn Jahren nichts von seinem Glanz verloren.“
Der Oberbürgermeister erinnerte an die Einmaligkeit des Projektes. So sei das ITZ Fulda bis heute das einzige IT Gründerzentrum in Hessen und habe zudem eine neue Art der öffentlichen Förderung begründet. Die Stadt habe mit der Investorenfamilie Burg einen Eigentümer gefunden, der den Schlachthof für die Gesamtsumme von 12 Millionen D-Mark umgebaut habe und ein Drittel der Fläche für den Betrieb des IT-Gründerzentrums an die Stadt bzw. an die Betreibergesellschaft vermietet habe. Dieses Public Private Partnership Projekt sei damals neuartig gewesen.
Möller dankte insbesondere den Mitgliedern des Vereins "Zeitsprung -IT Forum Fulda e.V"., die dazu beigetragen hätten, das Konzept des ITZ zu entwickeln und dies gemeinsam mit dem Regionalen Standortmarketing und der Eigentümerfamilie Burg umzusetzen. „Auch heute noch hat das Konzept des ITZ Vorbildcharakter - Gründer, etablierte Unternehmen und Konferenzräume unter einem Dach.“ Abschließend dankte Möller auch den Mitgliedern des Vereins ITZ-Fulda e.V., die mit ihren Beiträgen in den vergangen 10 Jahren den Gründerbereich des ITZ unterstützt hätten.
Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft
Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar hob in seinem Grußwort den engen Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hervor, der im ITZ-Fulda besonders deutlich werde. Die Hochschule selbst habe ihre Lehr- und Beratungsangebote für Absolventen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, in den vergangenen Jahren deutlich erweitert und so auch einen eigenen "Inkubator" im Hochschul-Transfer Zentrum eingerichtet. Ziel sei es, dass die jungen Studentenunternehmer zunächst erste Schritte im Hochschul-Transfer Zentrum unternähmen und dann nach Möglichkeit auch in das IT-Gründerzentrum wechselten.
Khakzar freute sich besonders darüber, dass die meisten Mieter und insbesondere auch die Gründermieter des ITZs einen akademischen Hintergrund hätten und auch ihren Abschluss an der Hochschule Fulda abgelegt hätten. Rückblickend betonte Khakzar auch die Bedeutung des ITZ als Technologiezentrum mit einer vorbildlichen technischen Ausstattung. Aus der Sicht der Hochschule sei ein Gründerzentrum vor Ort unabdingbar um die in Fulda ausgebildeten akademischen Fachkräfte auch vor Ort zu halten.
Nachhaltige Gründerförderung
IHK-Vizepräsident Dr. Christian Gebhardt ging in seinem Grußwort auf die wirtschaftliche Bedeutung des ITZs ein. Das ITZ sei Teil der Wirtschaftsförderung von Stadt und Landkreis Fulda und eng eingebettet in das Regionale Standortmarketing. Das ITZ selbst spiegele in der Zusammensetzung von Gesellschafterversammlung der GmbH und Vorstand des Vereins das Netzwerk des Regionalen Standortmarketings wider.
Der enge Schulterschluss von Stadt, Landkreis, IHK und Hochschule Fulda werde hier quasi institutionalisiert. Die Industrie- und Handelskammer Fulda sehe in der Existenzgründerförderung eine ihrer wichtigen Aufgaben. Gründerzentren, so der IHK Vizepräsident, seien immer mit einem wirtschaftlichen Risiko verbunden. Auf der einen Seite seien sich die Verantwortlichen von Anfang an im Klaren gewesen, dass Existenzgründerförderung Geld koste und das Zentrum damit auch dauerhaft am Tropf der Gesellschafter hängen werde. Auf der anderen Seite sei man bemüht gewesen, das Betreiberrisiko zu minimieren. Im ITZ-Fulda finde ein regelmäßiger Wechsel der Gründer statt und werde insofern im Rahmen der Wirtschaftsförderung nachhaltig gewirtschaftet. Im Laufe der 10 jährigen Geschichte habe sich das ITZ zu einem echten Gründerzentrum der Region entwickelt, nicht nur als Immobilie sondern auch als Veranstaltungsort, an dem Gründer und Berater zusammen kommen; etwa zu Existenzgründermessen, Gründerfrühstücken und Gründerabenden.
Denkmalgeschützte Immobilie
Für die Eigentümerfamilie Burg dankte Klaus Burg den politisch Verantwortlichen für die langjährige, gute Zusammenarbeit. Er erinnerte daran, dass es für alle Seiten auch ein kleines Abendteuer gewesen sei, eine denkmalgeschützte Industrie-Immobilie in ein High-Tech-Gründerzentrum umzubauen. Unter dem Strich habe im ITZ ein hervorragender Kompromiss zwischen Denkmalpflege und High-Tech Ausstattung verwirklicht werden können. „Dass das ITZ auch nach 10 Jahren quasi neu aussieht“, so Burg, „erfüllt uns schon ein wenig mit Stolz“. Die Familie Burg sei vor 10 Jahren angetreten, um nicht nur den alten Schlachthof umzubauen, sondern ein gesamtes Areal städtebaulich zu entwickeln. Das sei rückblickend gelungen.
Gründerzentrum, Kongresszentrum und City-Netz
Geschäftsführer Christoph Burkard gab einen Rückblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des ITZ-Fulda. Aus der in 2001 gegründeten ITZ GmbH zum Betrieb des Gründerzentrums sei mittlerweile ein mittelständisches Unternehmen geworden, das in diesem Jahr mehr als 500.000 Euro Umsatz erwirtschaften werde. Neben dem Betrieb der Gründerbüros seien neue wichtige Geschäftsfelder erschlossen worden. So würden jährlich mehr als 400 Tagungen und Seminare mit weit mehr als 10.000 Teilnehmern in den Konferenzräumen des ITZ stattfinden, und vom Bistro des ITZs, das ebenfalls von der ITZ GmbH betrieben werde, mit Speisen und Getränken beliefert. Darüber hinaus betreibe das ITZ seit zwei Jahren das städtische City-Netz. Es sei schon nach kurzer Zeit gelungen, in diesem Geschäftsfeld schwarze Zahlen zu schreiben.
Burkard betonte, dass sich im Laufe der 10 Jahre insgesamt 25 Gründerunternehmen im ITZ angesiedelt hätten. Drei hätten Ihren Betrieb aufgelöst und in zwei Fällen sei es zu Insolvenzen gekommen. Insgesamt seien 260 Arbeitsplätze geschaffen worden. Aktuell beherberge der Gründerbereich des ITZ sechs Gründer mit 20 Mitarbeitern. Lasse man die Anlaufphase außer Acht, habe der durchschnittliche Auslastungsgrad bei der Vermietung der Gründerbüros bei 90 Prozent gelegen, betonte Burkard. Im Bereich des City-Netzes betreue die ITZ GmbH aktuell 15 Kunden mit mehr als 30 Anschlussstellen, Tendenz steigend.
Aktive Wirtschaftsförderung
In seinem Schlusswort ging Landrat Bernd Woide auf den Solidaritätsgedanken ein. Der Landkreis Fulda habe sich im Rahmen der Wirtschaftsförderung und des Regionalen Standortmarketings als gleichberechtigter Gesellschafter in der ITZ GmbH engagiert und damit auch finanziell eingebracht. Woide: „Wir haben diese Engagement nie bereut, im Gegenteil.“ Der Landrat lobte auch die Solidarität der Mitglieder des Vereins ITZ-Fulda e.V. Der Verein unterstütze mit seinen Mitgliedsbeiträgen den Gründerbereich des ITZs Fulda. Auch das sei gelebte Solidarität im Rahmen der Wirtschaftsförderung für die Region.
Für Landrat Bernd Woide hat das ITZ Fulda vor allem auch strukturpolitischen Charakter. Im Anbetracht der demographischen Entwicklung zeichne sich auch für die heimische Wirtschaft ein Fachkräftemangel ab. Schon jetzt stehe fest, dass die Region beim Akademiker Anteil und hier insbesondere auch beim Anteil technischer Akademiker zu den Schlusslichtern in Hessen gehöre. Woide: „ Es ist unsere Pflicht und Aufgabe, den jungen Menschen, die in Fulda studieren, Perspektiven aufzuzeigen. Dazu gehört auch die Möglichkeit der Selbständigkeit im ITZ-Fulda.“ Alles in Allem, so der Landrat, sei es gelungen im ITZ Gründer, Beratungseinrichtungen und Konferenzräume zu etablieren und damit zahlreiche Synergien zu erreichen.
Quelle: Osthessennews vom 07.09.2011