Das Telekom-Gebäude Unterm Heilig Kreuz in Fulda ist ein Denkmal, sagt das Landesamt für Denkmalpflege. Das gibt’s doch nicht, sagen viele Fuldaer. Sehr viele sogar. Was macht ein Haus zum Denkmal, könnte man also fragen. Zum Beispiel das Landesamt selbst. Schließlich hat ein Experte von dort in einem mehrseitigen Gutachten dargelegt, wo nun genau die Ideen des berühmten Architekten Sep Ruf verborgen sind.
Sind es die Fenster? Oder die Platten? Oder die Säulen im Erdgeschoss? Nebenbei bemerkt: So manch älterer Bürger meint sich zu erinnern, dass Sep Ruf damals sogar erbost gewesen sei, weil seine Pläne kaum Niederschlag im Bauwerk gefunden hätten. Ach!
Also, wo stecken nun die Denkmalskriterien? Fragen wir das Amt inWiesbaden. Von der dortigen Pressestelle gibt es folgende Antwort: „Derzeit arbeiten wir noch an der denkmalfachlichen Begründung für das Gebäude.“ Wie bitte? Man arbeitet an der Begründung? Die liegt doch längst vor. Oder müsste sie jedenfalls. Sonst klingt das irgendwie, als zäume man das Pferd von hinten auf: Wenn das Gebäude als Denkmal klassifiziert wurde, dann ist das doch Fakt. Und in diesem Fall sind doch auch die Kriterien, die zu dieser Entscheidung geführt haben, bereits (begründete) Fakten. Oder etwa nicht?
Was ein Denkmal ist, da sind Marianne Mustermann und Dieter Denkmalpfleger sicher oft konträrer Meinung. Einig ist man sich aber wohl darüber, dass einDenkmal an etwas erinnern soll – an eine Person oder ein Ereignis. So gesehen wäre der Telekom-Bau durchaus als Denkmal geeignet. Zum Gedenken daran, dass kaum einer begreifen kann, warum diese hässliche Immobilie erhalten werden muss. Übrigens: Die Telekom scheint es jetzt auch leid zu sein. Man wolle noch in diesem Jahr entscheiden, ob und –wenn ja – an wen man das Gebäude verkaufe, heißt es.
Quelle: Fuldaer-Zeitung vom 02.12.2012