Was viele Fuldaer sich schon lange wünschen, kann womöglich bald Wirklichkeit werden: Die 40 Jahre alten Gebäude des Fuldaer Fernmeldeamts „Unterm Heilig Kreuz“ sollen abgerissen und einem Kaufhausneubau weichen. So geht es aus einem Konzept hervor, das der Fuldaer Zeitung vorliegt.
Die Immobilien-Gesellschaft der Telekom Koblenz hat von dem Fuldaer Architekturbüro „Sichau & Walter“, die bereits die Deutsche Bank in Fulda entwarfen, diese Planung erarbeiten lassen, die bereits einer Reihe potentieller Investoren vorgelegt wurde. Allerdings, darauf weist die Telekom-Niederlassung Koblenz ausdrücklich hin, sei das Konzept noch nicht im Telekom-Konzern abgestimmt und auf den Weg gebracht. Die Pläne der Architekten schlagen folgendes vor: Zwei Gebäude des Fernmeldeamtes, darunter der Glasbau zum Hl. Kreuz hin, werden abgerissen. Durch den Abbruch eines rückwärtigen Gebäudeteils könnte die Lauf- und Sichtachse zum Gemüsemarkt transparenter und weiter werden.
Für die Nutzung des Neubaus sieht der Plan ein Kaufhaus mit einer Nutzfläche von rund 3800 Quadratmetern vor. Im Entwurf wird über eine Shopping-Galerie das Kellergeschoss mit einer Verkaufsfläche von fast 1000 Quadratmetern erschlossen. Außerdem plant das Konzept eine Ladengalerie mit insgesamt fast 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche. Grundlage für dieses Nutzungskonzept ist offensichtlich die Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom Herbst 1999. Darin erläuterten die Gutachter unter anderem, dass Fuldas Innenstadt noch weitere 15000 Quadratmeter Einzelhandel vertragen könnte; darunter ein Bekleidungskaufhaus mit 6000 Quadratmetern.
Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel und Stadtbaurätin Cornelia Zuschke äußern sich auf Anfrage der FZ sehr angetan von dem Projekt: Es biete die Chance, „diese Wunde in der Seele der Stadt wieder zu heilen“, sagt Rhiel und meint damit die hässliche Glasfassade des heutigen Baus, der Anfang der 60er Jahre ein historisches Gebäude ersetzte. Eine Tatsache, die über all die Jahre immer wieder kritisiert wurde.
Doch der OB sieht das Telekom-Konzept nicht nur als architektonische Narbenbehandlung, zumal „wir bei einem Neubau die Illusion der Historisierung fallen lassen müssen“ – also das künftige Gebäude sicher ein modernes sei. Rhiel wertet das Projekt aber als dynamisches Element der städtebaulichen Ideen zwischen Königstraße, Gemüsemarkt und Stadtpfarrkirche. Erst gestern stand in der FZ zu lesen, dass die Stadt einen Wettbewerb zum Sorgenkind „Gemüsemarkt“ auslobt. Darüber hinaus ist Rhiel auch äußerst zuversichtlich, dass sich beim Trümmerfeld „Fleischmann-Areal“ eine schnelle Lösung abzeichnen könnte. Der OB hofft auf eine öffentliche Diskussion über die Entwicklung des gesamten Gebietes, die „eine epochale Bedeutung für Fulda hat“.
Seitens der Telekom-Immobilien Gesellschaft gab es zu den Plänen keine weiteren Auskünfte. Wolfgang Glück, Niederlassungsleiter in Koblenz, erklärte auf FZ-Anfrage: „Das Konzept muss erst im Konzern der Telekom AG abgestimmt werden. Ich hoffe, dass wir bis Mai Klarheit haben.“ Das Fuldaer Projekt ist Teil eines groß angelegten Immobilien-Verkaufs der Telekom. In drei Paketen hat die AG ihren Grundbesitz geschnürt. 2,4 Milliarden Mark Einnahmen verspricht sich das Telefonunternehmen vom Verkauf. Damit ist deutlich, dass die Telekom auch für Fulda auf der Suche nach Investoren ist, welche die Liegenschaft erwerben wollen. Nach FZ-Informationen erhofft sich die Telekom einen Erlös von über zehn Millionen Mark.
Quelle: Fuldaer-Zeitung vom 27.08.2001