In Fulda wurde und wird gebaut, was das Zeug hält. Das ist gut für Investoren. Doch günstiger für die Mieter wird es nicht. Eine Miete ab 7,50 Euro pro Quadratmeter ist für einen Neubau in der Innenstadt nicht ungewöhnlich. Diese Entwicklung beklagt der Fuldaer SPD-Stadtverband. „Bei allem, was in letzter Zeit entwickelt oder geplant worden ist, (...) handelt es sich überwiegend um Wohnraum, den sich ein Normalverdiener kaum noch erlauben kann“, kritisiert Co-Vorsitzender Hans-Joachim Tritschler. Es sei höchste Zeit, dass die Stadt reagiere und etwa finanzielle Anreize für Investoren schaffe.
Für OB Gerhard Möller (CDU) ist das Thema „Zurück in die Stadt“ ein Megatrend, den die Stadt mitgestalten wolle. „Das ist ein hochdifferenzierter Sachverhalt – gerade in der Innenstadt. Wir brauchen das richtige Mischungsverhältnis von Investoren, die bauen, von Eigentümern, die vermieten, und von Studenten, Senioren, Singles und Familien, die den für sie passenden Wohnraum finden“, sagt der OB.
Auch er sieht die Gefahr, die sehr hohe Mieten mit sich bringen. „Aber wenn man die Mietpreise künstlich niedrig hält, schreckt man damit die Investoren ab, wenn sich deren Projekte dann nicht mehr rechnen“, sagt er und führt ein anderes Beispiel an: „An der Dalbergstraße bauen die Brüder Christopher und Florian Burg 39 Sozialwohnungen auf dem ehemaligen Weissensee-Gelände, das die Stadt angekauft hatte.“
Die Investition ist mit Landes- und kommunalen Mitteln gefördert. Deshalb kann (und muss) die Kaltmiete auf 5,27 Euro/qm kalkuliert werden. Bei den 14 von den Burgs selbst finanzierten Eigentumswohnungen, die an der Florengasse entstehen, wäre diese Miete für die Eigentümer sicher nicht kostendeckend.
„Ohne Zuschüsse ist man heute schnell bei 8,00/8,50 Euro pro Quadratmeter“, sagt auch Franz Heimann von Sparkassen-Immobilien und zählt auf: „Bauen ist nicht billig, vor allem wenn man Qualität möchte und energetisch top sein will. Mit 1,5 bis 2 Prozent Tilgung muss man rechnen. Und man sollte zehn Prozent vom Mietertrag für Instandhaltungen zur Seite legen. Außerdem trägt der Eigentümer das Risiko, den Kredit über Jahre bedienen zu müssen. Er darf sich also nicht blank machen und sollte Puffer haben.“ All das seien Gründe dafür, dass ein ordentlicher Neubau in der Innenstadt wohl kaum für 6 Euro vermietet werden kann. „Wer nicht über die Runden kommt und in den ersten fünf Jahren seine Immobilie verkaufen muss, macht meist keinen Gewinn“, sagt Heimann.
Der OB plant für Fulda nun zweierlei: Er wird die hiesigen Wohnungsbaugesellschaften einladen, um zu erfahren: Wie ist der Bedarf, und welche Fördermöglichkeiten hat die Stadt? Außerdem soll eine Wohnungsmarkt-Studie in Auftrag gegeben werden.
Quelle: Fuldaer-Zeitung vom 29.04.2013