„Mäuse“ im Alten Schlachthof

Kaffee und belegte Brötchen gibt es am „Alten Schlachthof“ nur in der Bude der Bauarbeiter. Von der Cafeteria des künftigen Informationstechnologie-, Gründer- und Multimedia-Zentrums Fulda (ITZ) ist zwischen alten Eisenträgern und neuer Betondecke noch nichts zu ahnen. Doch die Bauleute arbeiten mit Hochdruck am Innenausbau: Ende Juli soll die erste Hochtechnologie-Firma in das Industrie-Denkmal einziehen.

 

Und ab September werden nach Angaben von Investor Klaus Burg 3500 Quadratmeter Bürofläche in dem rund 100 Jahre alten Gebäude zur Verfügung stehen. Für bereits etablierte Firmen stehen 2500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Mietverträge haben laut Burg unter anderem IntraWare AG (Abteilungen Vertrieb und Marketing), KL Services AG (Schulungsräume), der Internet-Provider Regionet und der Finanzdienstleister MLP unterzeichnet.

1000 Quadratmeter hat der Petersberger an den IT-Verein Fulda vermietet, zu dessen Mitgliedern unter anderem Stadt und Kreis Fulda, Fachhochschule, Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und heimische Geldinstitute zählen. Der Verein wiederum vermietet – öffentlich gefördert – Büros an Existenzgründer aus dem IT-Bereich. Nach Burgs Angaben sind bereits 75 Prozent der Fläche vergeben. Wenn einmal alles belegt ist, sollen rund 200 Menschen dort vornehmlich mit der „Maus“ am Computer arbeiten.
Der Investor hat dem Inneren des Alten Schlachthofes ein komplett neues Gesicht gegeben. Während die Ziegelsteinfassade nahezu unverändert blieb, sollen im Innenbereich Edelstahl und Glas dominieren. Dort werden nur noch Stahlsäulen und einige Backsteinmauern an die historische Architektur erinnern. Um Tageslicht in die Räume zu holen, hat Burg Lichtbänder in das Dach eingebaut. Eine Zwischendecke in der ursprünglich rund sechs Meter hohen Schlachthalle verdoppelte die Nutzfläche.
Beim Innenausbau hat Burg auf Flexibilität gesetzt, denn seine Mieter gehören zu einer Branche, die sich ständig und vor allem schnell verändert. Damit überall genügend Anschlüsse vorhanden sind, werden bei Fertigstellung rund 1000 Meter Glasfaserkabel in den Kabalkanälen verschwunden sein. Und auch sonst spielt Vernetzung eine wichtige Rolle: Verlegt wurden Leerrohre zum benachbarten Kindergarten und Studentenwohnheim. Und auch das dem Alten Schlachthof gegenüberliegende freie Eckgrundstück Am Hopfengarten ist für den Anschluss an das IT-Zentrum verrohrt. Für die derzeit als Parkplatz genutzte Fläche wie auch das Areal auf der Schlachthof-Rückseite hat der Investor eine Bauoption für „innovative Dienstleistungsfirmen“.

Von den Büros – wahlweise mit Blick auf den Dom oder in die Fuldaaue – zeigte sich während eines Rundgangs Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel begeistert: „Das IT-Zentrum liegt in der Nähe der historischen Wurzeln Fuldas und ist zukunftsorientiert.“ Wie der OB mitteilte, werden schon bald die rund 150 Parkplätze auf der Schlachthof-Rückseite wieder zur Verfügung stehen. Siesind in Burgs Besitz und werden von der städtischen Parkstätten GmbH bewirtschaftet. Wenn dann der erste Kaffee im IT-Zentrum ausgeschenkt ist, erwartet die dort Arbeitenden eine Besonderheit: Oberhalb der Cafeteria entsteht ein Fitnessraum.
 
Quelle: Fuldaer Zeitung vom 27.08.2001